Presseartikel aus 2022

Das Pressearchiv hält eine Vielzahl interessanter Berichte für Sie bereit.

Am 11. und 12. November fand das zweite internationale Symposium unserer Klinischen Forschungsgruppe (KFO 311) unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. J. Bauersachs und Prof. T. Kempf in Hannover statt.

Diskussionen der 80 Teilnehmenden wurden aktuelle Herausforderungen und innovative Therapien bei akutem und präterminalem Herz- und Lungenversagen besprochen. Das Symposium fokussierte sich auf die Kernthemen der KFO311, wie beispielsweise den Einblick in die biologischen Effekte der mechanischen Entlastung bei Herz- und Lungenversagen, die Entwicklung neuer biologischer und pharmakologischer Therapien und die Identifizierung innovativer Anwendungen zukünftiger Entlastungs- und Unterstützungsstrategien. Es wurden vier erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler mit dem „Young Investigator Award“ der KFO311 ausgezeichnet.

Zahlreiche internationale und nationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgen aufmerksam verschiedene Vorträge

Prof. Bauersachs und Prof. Kempf gratulieren den Gewinnerinnen und Gewinnern des „Young Investigator Award“

 

Zur Klinischen Forschungsgruppe 311 

Bis zu zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland an Vorhofflimmern: Ihr Herz schlägt unregelmäßig oder rast, dazu kommen unter Umständen Luftnot, Angstzustände und Schwindelattacken. Bei diesen Symptomen sollte schnell ein Arzt aufgesucht werden, denn jeder fünfte Schlaganfall entsteht aufgrund von Vorhofflimmern. Prof. Bauersachs klärt im Podcast des NDR 1 über Diagnose und Therapie dieser Herzkrankheit im Rahmen der Herzwochen auf.

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Arbeiten von Forschungsteams als „Image of the Year“ geehrt

Jedes Jahr erleiden mehr als 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt. Dabei wird das Organ nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt und Herzmuskelzellen sterben ab. Der Körper setzt Reparaturprozesse in Gang und bildet vermehrt Bindegewebszellen – die Fibroblasten. Eine wichtige Rolle bei diesem Prozess spielt das FibroblastenAktivierungsprotein (FAP), das nach einem Infarkt stark hochreguliert wird und diese Vorgänge steuert.

Zwei Forschungsteams um Dr. Johanna Diekmann, klinische Wissenschaftlerin und Assistenzärztin an der Klinik für Nuklearmedizin, und Dr. Tobias König, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie, haben mit molekularer Positronen-EmissionsTomografie(PET)-Bildgebung das Fibroblasten-Aktivierungsprotein bei Patientinnen
und Patienten nach akutem Herzinfarkt untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass sich so die Fibroseentwicklung im Herzen und der weitere Krankheitsverlauf voraussagen lassen. Beim Kongress der nuklearmedizinischen Fachgesellschaft SNMMI (Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging) im kanadischen Vancouver wurden sie im Juni dafür aus mehr als 1.000 eingereichten wissenschaftlichen Beiträgen ausgewählt und mit der Auszeichnung „Image of the Year“ geehrt.

Narbengewebe bildet sich über Herzinfarktregion hinaus

Nach einem Herzinfarkt ersetzen Fibroblasten das geschädigte Gewebe, um die Struktur des Herzens zu erhalten, und an der verletzten Stelle entsteht Narbengewebe. Eine übermäßige Fibrose kann jedoch dazu führen, dass der Herzmuskel versteift und nicht mehr so gut pumpt. Die Folge ist eine Herzschwäche, in der Fachsprache Herzinsuffizienz genannt, ein Hauptgrund für spätere Erkrankungen und die späte Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt. „Mithilfe einer schwach radioaktiven Spürsubstanz, eines sogenannten Radiotracers, konnten wir die aktivierten Fibroblasten im Herzmuskel auffinden und mit PET-Bildgebung darstellen“, sagt Dr. Diekmann. „Dabei haben wir festgestellt, dass die fibrotische Region sich nicht nur im Kerngebiet des Herzinfarkts befindet, sondern deutlich darüber
hinausgehen kann.“ Diese Beobachtung ist neu und wichtig für die weitere Prognose. „Offenbar spielt nicht nur die Schwere des Herzinfarktes eine Rolle für das Risiko einer späteren Herzinsuffizienz, sondern auch die Größe der Risikoregion um das Infarktgebiet herum“, erklärt Dr. König.

Die Forschungsteams aus der Nuklearmedizin unter der Leitung von Klinikdirektor Professor Dr. Frank Bengel und der Kardiologie unter der Leitung von Klinikdirektor Professor Dr. Johann Bauersachs haben bei ihren Untersuchungen einen Tracer namens 68Ga-FAPI-46 eingesetzt, der am Uniklinikum Heidelberg für die PET-Bildgebung bei Krebspatientinnen und -patienten entwickelt worden ist. Dabei handelt es sich um ein mit Gallium radioaktiv markiertes Biomolekül, das sich passgenau an FAP heftet. Dieses
Protein sitzt auf den aktivierten Fibroblasten und steuert die Gewebereparatur. „Der Tracer reichert sich genau dort im Herzen an, wo die Fibroseprozesse stattfinden“, erklärt die Nuklearmedizinerin. „Je mehr aktivierte Fibroblasten dort zu finden sind, desto mehr FAPI-Moleküle steuern auch dorthin, was auf dem PET-Bild dann als leuchtende Fläche zu sehen ist.“ Die Daten aus dem PET wurden mit denen aus Herz-MRT-Untersuchungen verglichen. „Durch die Methoden der Nuklearmedizin erhalten wir zusätzliche Information über die frühen molekularen Prozesse
außerhalb der Infarktregion, die an der Entstehung einer Herzinsuffizienz maßgeblich beteiligt sind“, betont Dr. König. So ließen sich künftig nicht nur bessere Prognosen für das Risiko einer Herzschwäche stellen. Auch könnten die am besten geeigneten Patientinnen und Patienten für antifibrotische Therapien ausgewählt werden. Diese Therapien befinden sich derzeit aber noch in der Entwicklung. „Das könnte die Behandlung nach einem Herzinfarkt einen großen Schritt voranbringen“, sagt der Kardiologe.

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Im Amyloidose-Zentrum Niedersachsen bietet die MHH den Betroffenen Diagnostik und Therapie

Die Amyloidose ist eine seltene Erkrankung, die einzelne Organe und Körperregionen oder auch den ganzen Organismus betreffen kann. Die Ursache sind fehlgefaltete Eiweißmoleküle, die sich im Körper ablagern. Da die Erkrankung viele Unterformen hat und die Betroffenen unter sehr unterschiedlichen Symptomen leiden können, dauert es meist lange, bis eine Amyloidose sicher diagnostiziert wird und mit einer zielgerichteten Behandlung begonnen werden kann. Oft ist die Erkrankung dann schon weit fortgeschritten. Diesen Zustand möchte die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ändern. Das dort gegründete Amyloidose-Zentrum Niedersachsen bietet Patientinnen und Patienten Diagnostik, Betreuung und Therapie an einem Standort. Dabei arbeiten viele Fachleute interdisziplinär zusammen.

Eiweißfragmente lagern sich ab

Amyloide sind Eiweißfragmente, die der Körper produziert und normalerweise auch wieder abbaut. „Bei einer Amyloidose findet dieser Abbau nicht statt. Die Eiweißfragmente sind fehlgefaltet, sie ballen sich zusammen und lagern sich im Gewebe ab“, erklärt Professor Dr. Thomas Skripuletz, Oberarzt an der Klinik für Neurologie mit Klinischer Neurophysiologie. Die Ablagerungen führen auf Dauer zu Einschränkungen der Organfunktion. „Das klinische Beschwerdebild hängt davon ab, wo und wie stark die Ablagerungen stattfinden“, erläutert Professor Dr. Udo Bavendiek, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie. „Die Erkrankung kann sich im Grunde an allen Organen zeigen. Besonders häufig sind aber Herz, Nieren, Leber und periphere Nervenbahnen betroffen.“

Sehr unterschiedliche Symptome

Bekannt sind mehrere Unterformen der Amyloidose. Die häufigsten sind die AL-Amyloidose, die auf bestimmte Bluterkrankungen zurückgeht, und die Transthyretin-Amyloidose. Bei der familiären Transthyretin-Amyloidose handelt es sich um eine vererbte Erkrankung, bei der ein abnormes Transthyretin-Protein in der Leber gebildet wird. Außerdem gibt es eine altersabhängige Form der Transthyretin-Amyloidose, von der hauptsächlich Seniorinnen und Senioren betroffen sind. Die Symptome der Amyloidose sind sehr unterschiedlich – je nach betroffenem Organ und Erkrankungsstadium. Sie reichen von leicht bis lebensbedrohlich. Ablagerungen im Herzmuskel beispielsweise können zu Herzinsuffizienz, aber auch Herzrhythmusstörungen führen. Ansammlungen am peripheren Nervensystem können Polyneuropathien mit Lähmungen und Muskelschwund zur Folge haben.

Interdisziplinäre Kooperation

Professor Skripuletz als Neurologe und Professor Bavendiek als Kardiologe sind die hauptverantwortlichen Koordinatoren im Amyloidose-Zentrum Niedersachsen. Um die gesamte Bandbreite der Amyloidose-Erkrankungen und ihrer Symptome abdecken zu können, sind Expertinnen und Experten von zehn weiteren Kliniken und Institute der MHH mit im Boot. Dazu gehören Fachleute aus der Hämatologie, Nephrologie, Gastroenterologie, Immunologie, Nuklearmedizin, Pathologie, Plastischen Chirurgie, Kinderheilkunde, Humangenetik und Radiologie. Alle Beteiligten arbeiten in enger Kooperation. „Die Diagnostik und die Behandlung der Amyloidose sind sehr aufwändig. Die Infrastruktur dafür ist in einem Zentrum einfach besser“, sagt Professor Bavendiek. Das Amyloidose-Zentrum Niedersachsen ist in das Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE) der MHH eingebettet. Es wurde Ende 2020 gegründet, mittlerweile werden dort rund 200 Patientinnen und Patienten mit Amyloidose betreut. Seit der Gründung des Zentrums steigen die Zahlen und Zuweisungen stetig.

Datenbank und Forschung

In Zukunft soll das Amyloidose-Zentrum Niedersachsen weiter ausgebaut werden. Geplant sind beispielsweise eine feste Sprechstunde für Betroffene und eine Datenbank mit Biobanking, das heißt mit der Lagerung und Auswertung von Biomaterialien wie beispielsweise Blut- und Gewebeproben. Gleichzeitig wird an der MHH auch intensiv zu der Erkrankung geforscht. „Dabei untersuchen wir vor allem die Ursachen der Amyloidose, die Wirkung von Medikamenten gegen die Erkrankung und die Entwicklung der Patienten während der Therapie“, erklärt Professor Skripuletz.

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Kooperation zwischen Strahlentherapie und Kardiologie: MHH-Experten erzielen Erfolge mit innovativer Behandlungsmethode

Strahlentherapie – die meisten Menschen denken dabei an die Behandlung einer Krebserkrankung. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) werden jetzt Strahlen eingesetzt, um Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen zu helfen. Mit Hochpräzisionsbestrahlung aus Linearbeschleunigern wird genau die Stelle im Herzmuskel behandelt, die für die Rhythmusstörung verantwortlich ist. Das Verfahren ist relativ neu und wird in Deutschland nur in wenigen Kliniken durchgeführt. Es eignet sich für Betroffene, die sehr schwer erkrankt sind und bei denen die herkömmlichen Therapiemethoden nicht ausreichen. Bei der Behandlungsmethode arbeiten Experten der Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie unter der Leitung von Professor Dr. Hans Christiansen und der Klinik für Kardiologie und Angiologie unter der Leitung von Professor Dr. Johann Bauersachs eng zusammen.

In Deutschland werden jedes Jahr rund 400.000 Menschen wegen Herzrhythmusstörungen in eine Klinik eingewiesen. Eine häufige Form der Erkrankung ist die sogenannte ventrikuläre Tachykardie, bei der die Rhythmusstörungen von Narbenarealen im Herzmuskel ausgehen. Für die Behandlung gibt es mehrere Möglichkeiten. Dazu gehören Medikamente, die Implantation eines Defibrillators, der bei Kammerflimmern durch Schockabgabe den Herzrhythmus wieder reguliert, sowie die Katheterablation. Bei einer Ablation werden die vernarbten Herzmuskelbereiche über spezielle Katheter verödet. „Dennoch gibt es Patientinnen und Patienten, die trotz der insgesamt sehr guten Behandlungsmöglichkeiten weiterhin lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen haben“, erklärt Professor Dr. David Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums (HHC) der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Immer wieder löste der Defibrillator aus

Einer der Betroffenen ist Gerd W. Aufgrund einer Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, leidet er seit 2006 an Herzrhythmusstörungen. „Damals bekam ich Bypässe und mir wurde ein Defibrillator implantiert. Zunächst lief alles gut. Nach einigen Jahren setzten die Rhythmusstörungen jedoch spürbar ein“, erinnert sich der 55-Jährige aus der Region Hannover. 2019 und 2021 hatte er so schwere Störungen, dass der Defibrillator auslöste. Die körperlich und psychisch stark belastenden Zwischenfälle ereigneten sich immer wieder, so dass weitere Medikamente zur Stabilisierung des Herzrhythmus hinzukamen. Wenig später wurde die erste Katheterablation durchgeführt. Doch es ging weiter. Im September 2021 erlebte er die bis dato schwerste Herzrhythmusstörung – wie ein Sturm löste der Defibrillator einen Schock nach dem anderen aus, um das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen. Jedes Auslösen des Defibrillators brachte Gerd W. wieder auf die Intensivstation. „Nach einer zweiten Katheterablation und einer zwischenzeitlichen Rehabilitation habe ich mich gedanklich immer mehr mit einer Hochpräzisionsbestrahlung beschäftigt“, sagt Gerd W. Nach einer ausführlichen interdisziplinären Beratung durch Dr. Roland Merten, Oberarzt der Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie und die Spezialisten des Hannover Herzrhythmus Centrums der Klinik für Kardiologie und Angiologie, entschloss er sich, das Verfahren anwenden zu lassen.

„Bei der Katheterablation können nicht alle Bereiche des Herzmuskels erreicht werden. Da kann die Hochpräzisionsbestrahlung ihre Vorteile ausspielen“, erläutert Dr. Stephan Hohmann, Oberarzt Rhythmologie am Hannover Herzrhythmus Centrum. Die Hochpräzisionsbestrahlung mithilfe eines Linearbeschleunigers ist bisher vor allem zur Behandlung von Tumoren, beispielsweise Hirnmetastasen, bekannt. „Wir können die hochenergetische Strahlung mit millimetergenauer Präzision auf den gewünschten Zielpunkt bringen. So wird der Effekt auf das kranke Gewebe maximiert und das umliegende Gewebe geschont“, erklärt Professor Dr. Hans Christiansen, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie. Bei der Hochpräzisionsbestrahlung gegen Herzrhythmusstörungen trifft die Strahlung exakt auf die für die Störungen verantwortlichen vernarbten Herzmuskelareale und sorgt für einen Umbau des Gewebes. Die Strahlung kann aus vielen verschiedenen Winkeln und in unterschiedlich hoher Dosis auf das Areal treffen. Der bildgeführte Eingriff dauert zwar nur wenige Minuten, muss in der Klinik für Strahlentherapie auf der Basis der 3-D-Bilddaten aus der rhythmologischen Katheteruntersuchung aber aufwändig vorbereitet werden. Ein Medizinphysiker benötigt etwa einen Tag, um am Rechner ein 3-D-Modell zu konstruieren, mit dessen Hilfe die Strahlung genau das gewünschte Ziel erreicht. Und die medizinisch-technischen Assistentinnen müssen die Patientinnen und Patienten millimetergenau platzieren.

Alle Patientinnen und Patienten profitierten von Verfahren

Die Hochpräzisionsbestrahlung gegen Herzrhythmusstörungen ist ein einmaliger und schmerzloser Vorgang. „Da es sich im Gegensatz zur Katheterablation um ein nichtinvasives Verfahren handelt, eignet es sich auch für Patientinnen und Patienten, die zu krank für einen invasiven Eingriff sind“, stellt Professor Duncker fest. Die Kardiologen und die Strahlentherapeuten der MHH haben das neue Behandlungsverfahren interdisziplinär bisher bei fünf Patientinnen und Patienten angewendet und sind damit eines der erfahrensten Zentren in Europa. „Alle haben davon profitiert. Wenn die Rhythmusstörungen auch nicht immer vollständig verschwanden, so konnten die Häufigkeit und die Stärke doch deutlich reduziert werden. Das ist ein Riesengewinn für die Betroffenen“, erklärt Professor Duncker.

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Mehr als 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Dabei wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, und ein Teil des Herzmuskelgewebes stirbt ab und vernarbt. Eine massive Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bis hin zu Herzversagen sind mögliche Folgen. Anders als die Leber kann sich das Herz eines erwachsenen Menschen kaum regenerieren. Es ist allerdings in der Lage, Reparaturvorgänge in Gang zu setzen. Wie sie genau ablaufen, war bisher nicht bekannt. Daher gibt es auch noch keine Medikamente, mit denen sich die Heilung gezielt fördern lässt.

Jetzt hat ein Forschungsteam um Professor Dr. Kai Wollert, Leiter der Molekularen und Translationalen Kardiologie an der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), herausgefunden, welche Zellen an der Herzreparatur beteiligt sind und wie sie miteinander kommunizieren. Die Forschenden haben einen neuen Botenstoff entdeckt, der die Wundheilung steuert und so einen Ansatz für eine neue Therapie aufgezeigt. Die Forschungsarbeit ist in Science erschienen, einer der weltweit angesehensten Fachzeitschriften für Naturwissenschaften.

Neuer Mechanismus der Zellkommunikation gefunden

Im Fokus der Untersuchung steht der Rezeptor KIT. Das Protein wird von verschiedenen Zellen gebildet, unter anderem den blutbildenden Stammzellen im Knochenmark. Hier spielt KIT als Bindungsstelle für den sogenannten Stammzellfaktor eine wichtige Rolle. Dieser Botenstoff aktiviert die KIT-positiven Stammzellen und führt dazu, dass sich aus ihnen die verschiedenen Zellen des Blutes entwickeln. Auch im Herzen kommen KIT-positive Zellen vor. „Das sind allerdings keine Stammzellen, wie lange vermutet, sondern Gefäßzellen“, erklärt Dr. Marc Reboll, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Molekularen und Translationalen Kardiologie und Erstautor der Studie. Die KIT-positiven Gefäßzellen sorgen nach einem Infarkt dafür, dass sich neue Herzgefäße ausbilden. Doch der für die KIT-Aktivierung notwendige Stammzellfaktor lässt sich im Herzen kaum nachweisen. Diesen Widerspruch haben die Forschenden nun aufgelöst. Sie entdeckten im Herzen einen neuen Botenstoff, der ebenso passgenau an den KIT-Rezeptor binden kann und den Reparaturprozess in Gang setzt: das Protein Meteorin-like (METRNL).

METRNL regt Gefäßbildung an und vermindert die Narbenbildung

„Nach einem Infarkt reagiert das Immunsystem mit einer Entzündungsreaktion“, erläutert Professor Wollert. „Die Entzündungszellen produzieren METRNL, welches die KIT-positiven Gefäßzellen zur Bildung neuer Blutgefäße anregt.“ Untersuchungen im Mausmodell zeigten, das ohne METRNL die Herzreparatur nicht mehr funktionierte. Wurden Mäuse hingegen mit METRNL behandelt, bildeten sich neue Gefäße im Infarktgebiet. „Dadurch wird die Narbenbildung gemildert und eine schwere Herzinsuffizienz verhindert“, betont der Kardiologe. Der neu entdeckte Botenstoff könnte nun der entscheidende Baustein zu einem Medikament sein, das die Herzreparatur gezielt unterstützt.

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Unbenannt

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Wie Skelettmuskeln das Herz schützen


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Fortbildung: Herzinsuffizienz Netzwerk Niedersachsen und Klinik für Kardiologie schulen online bundesweit Fachkräfte

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzinsuffizienz, umgangssprachlich auch Herzschwäche genannt. Bei Herzinsuffizienz lässt die Pumpkraft des Herzens allmählich nach. Unbehandelt schreitet die Erkrankung weiter fort und die Symptome nehmen zu. Sie ist der häufigste Grund für Krankenhausaufenthalte. „Menschen mit Herzinsuffizienz sind eine sehr wichtige Patientengruppe und können am besten in Netzwerken, in denen viele Fachleute und Einrichtungen zusammenarbeiten, versorgt werden“, erklärt Professor Dr. Tibor Kempf, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Eine zentrale Rolle bei der Betreuung dieser Patientinnen und Patienten spielen die Medizinischen Fachangestellten (MFA) und die Pflegefachkräfte. Damit sie gut auf ihre Aufgabe vorbereitet sind, bietet die Klinik für Kardiologie und Angiologie die Online-Fortbildung „Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz“ an. Der erste Kursus mit 25 Teilnehmenden aus ganz Deutschland wurde im März beendet, ein zweiter soll folgen.

Rundum optimale Betreuung

Die Herzinsuffizienz ist ein komplexes Leiden. Viel Betroffene haben zusätzlich Begleiterkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Nierenschwäche und Diabetes mellitus. „Diese Patientinnen und Patienten müssen rundum optimal betreut werden“, erklärt Professor Kempf. Die Medizinischen
Fachangestellten und Pflegefachkräfte bilden dabei die Schnittstelle zwischen Facharztpraxen, Fachkliniken und Reha-Einrichtungen, sind für die Schulung der
Patientinnen und Patienten verantwortlich und sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei der Nachsorge.
Da ist Fachwissen gefragt – zum Beispiel über die Ursachen und die Diagnostik der Herzinsuffizienz, medikamentöse und chirurgische Therapien, Management der Begleiterkrankungen, psychologische Faktoren, Telefonmonitoring und Coaching.

All diese Themen werden bei der Fortbildung „Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz“ behandelt. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie entwickelt und der Kursus an der MHH in Kooperation mit dem Herzinsuffizienz Netzwerk Niedersachsen geplant. Die Leitung dieses Kurses haben Klinikdirektor Professor Dr. Johann Bauersachs und Professor Kempf. Gemeinsam mit der Koordinatorin des Kurses, Anna Katharina Schröder, führt Professor Kempf das Seminar durch. Der Unterricht erfolgt interdisziplinär von Ärztinnen, Ärzten und erfahrenem Herzinsuffizienz-Assistenzpersonal. „Neben interaktiven Vorlesungen gibt es praktische Übungen, Gruppenarbeit und eine Online-Lernplattform“, erläutert Anna Katharina Schröder. „Wir möchten, dass die Teilnehmenden nach dem Kursus die Betroffenen individuell, empathisch und professionell betreuen können.“ An der ersten Fortbildung nahmen sowohl Interessierte aus kardiologischen Praxen als auch aus Fachkliniken teil. Das Seminar besteht aus vier ganztägigen Modulen. Den Abschluss bildet eine kleine Prüfung. Bei Bestehen erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie

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Informationen erhalten Interessierte bei Anna Katharina Schröder (schroeder.anna@mh-hannover.de) und unter www.mhh-kardiologie.de/hi-assistenz-kurs.