Presseartikel aus 2025
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Nach Umbauarbeiten: Neues Gerät bietet Top-Technik zur minimal-invasiven Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen.

Begeistert von der neuen Technik: MHH-Vizepräsident Professor Dr. Frank Lammert, Dr. Dominik Berliner, Professor Dr. Johann Bauersachs, Michael Raasch, Bereichsleiter Infrastruktur, und Dr. Tobias König. Copyright: Karin Kaiser/MHH
Das Herzkatheterlabor ist das Kernstück der modernen Kardiologie. Dort können beispielsweise krankhafte Veränderungen der Herzkranzgefäße, Defekte der Herzklappen und Störungen der Herzfunktion festgestellt werden. Die Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ging jetzt mit einem modernisierten Herzkatheterlabor an den Start. „Mit der neuen Anlage sind wir auf dem aktuellsten Stand der Technik. Dadurch können wir unseren Patientinnen und Patienten eine Vielzahl an modernen minimal-invasiven diagnostischen und therapeutischen Verfahren anbieten“, erklärt Klinikdirektor Professor Dr. Johann Bauersachs.
Von Untersuchung bis Notfallversorgung
Die Klinik verfügt über drei Herzkatheterlabore mit unterschiedlichen minimal-invasiven Schwerpunkten. In dem erneuerten Herzkatheterlabor 1 werden hauptsächlich Koronarangiografien und Aufdehnungen von verengten Gefäßen durchgeführt. Dabei schieben die Kardiologinnen und Kardiologen einen Katheter über einen Zugang am Handgelenk oder in der Leiste durch die Gefäße bis zum Herzen vor. Mithilfe von Röntgenkontrastmittel können sie die Herzkranzgefäße untersuchen und feststellen, ob sie verengt, verkalkt oder verschlossen sind. Ist das der Fall, können sie oft schon während der gleichen Untersuchung wieder für freien Blutfluss sorgen, indem sie eine feine Gefäßstütze, auch Stent genannt, einsetzen. Unbehandelt können verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels und sogar zum Herzinfarkt führen. Darüber hinaus werden im Herzkatheterlabor 1 auch Herzklappendefekte auf minimal-invasive Weise korrigiert. Und nicht zuletzt versorgen die Herzfachleute dort Notfälle – zum Beispiel bei einem akuten Herzinfarkt oder nach einer Wiederbelebung. Dafür steht ein Kardiologie-Team an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr zur Verfügung.
Schnellere Diagnosen, effektivere Behandlungen
Knapp zwei Monate dauerten die Umbauarbeiten und die Installation der neuen Herzkatheteranlage. Jetzt freut sich das ganze Team über komplett renovierte Räume und die modernen Möbel, vor allem über das neue Gerät. „Es liefert eine hervorragende Bildqualität, arbeitet mit weniger Röntgenstrahlen und hält viele Spezialwerkzeuge bereit, mit denen wir auch komplexe Erkrankungen der Herzkranzgefäße behandeln können“, schwärmt Dr. Tobias König, der die Herzkatheterlabore der MHH gemeinsam mit Dr. Dominik Berliner leitet. Bei dem neuen Gerät handelt es sich um eine Anlage mit zwei Röntgenröhren, die nicht nur schnellere Diagnosen und effektivere Behandlungen ermöglicht, sondern auch schonender für die Patientinnen und Patienten ist. „Wir benötigen weniger Kontrastmittel, das ist gerade für Menschen mit vorgeschädigten Nieren ein großer Vorteil“, erklärt Dr. Berliner. Außerdem bietet das Gerät die Möglichkeit, dreidimensionale Ultraschallbilder aus dem Inneren des Herzens in die Untersuchung zu integrieren. „Dadurch können wir uns einen noch besseren Eindruck von den Strukturen im Herz machen. Das ist sehr hilfreich bei der Reparatur von geschädigten Herzklappen“, erläutert Dr. Berliner.
Minimal-invasive Verfahren auf dem Vormarsch
Bei der Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen spielen minimal-invasive Verfahren eine immer größere Rolle. Heutzutage ist es häufig möglich, defekte Herzklappen schonend per Katheter zu behandeln. Vor diesem Hintergrund sieht Professor Bauersachs die MHH-Kardiologie mit dem neuen Herzkatheterlabor zukunftsfähig aufgestellt. „Solche Neuerungen helfen uns, einen hohen Qualitätsstandard zu halten und erfolgreich neue Verfahren zu etablieren.“
Text: Tina Götting
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MHH-Forschende veröffentlichen zwei neue Studien zur Behandlung mit Bromocriptin und zur Möglichkeit einer Folgeschwangerschaft bei Frauen mit PPCM.

Seit Jahren führend in der Forschung zur schwangerschaftsbedingten Herzschwäche PPCM: Professorin Denise Hilfiker-Kleiner und Professor Dr. Johann Bauersachs. Copyright: Karin Kaiser/MHH
Die peripartale Herzschwäche (PPCM) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Erkrankung, die zuvor herzgesunde Frauen wenige Wochen vor oder nach der Geburt eines Kindes treffen kann. Dabei kommt es aus ungeklärten Gründen zu einer stark eingeschränkten Pumpleistung der linken Herzkammer. Die Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist das europaweit führende PPCM-Zentrum und betreut in einer Spezialambulanz Patientinnen in einem multiprofessionellen Team aus den Bereichen Kardiologie, Geburtsmedizin und Neonatologie. Die Erkrankung wird in der Klinik nicht nur behandelt, sondern ist auch einer ihrer Forschungsschwerpunkte mit einem sehr großen PPCM-Register mit Daten und Biomaterialien von mehr als 200 Patientinnen. MHH-Präsidentin Professorin Denise Hilfiker-Kleiner hat das Forschungsfeld vor mehr als 20 Jahren an der MHH etabliert und zusammen mit Klinikdirektor Professor Dr. Johann Bauersachs und ihren Teams grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über PPCM veröffentlicht.
So fand Professorin Hilfiker-Kleiner mit ihrer Arbeitsgruppe bereits im Jahr 2007 heraus, dass bei den betroffenen Frauen das Stillhormon Prolaktin in ein gefäßschädigendes Spaltprodukt zerlegt wird, welches die Herzgefäße schädigt und dadurch eine Herzschwäche bewirkt. Diverse Pilotstudien und Fallberichte deuteten darauf hin, dass die Blockade von Prolaktin mit dem Abstillmedikament Bromocriptin die Heilung von PPCM begünstigt. Zehn Jahre später konnte über eine wissenschaftliche Studie gezeigt werden, dass die Gabe von Bromocriptin über sieben Tage zusätzlich zur Herzinsuffizienztherapie ausreichend ist. Neben neuen Therapiemöglichkeiten beschäftigen sich die Forschenden mit der Frage, wie hoch das Risiko für ein Wiederauftreten oder Fortschreiten der Herzinsuffizienz bei Müttern ist, die nach einer PPCM erneut schwanger werden.
Zu beiden Themen haben Professorin Hilfiker-Kleiner und Professor Bauersachs nun neue Untersuchungen im Fachmagazin „European Heart Journal“ veröffentlicht. Die eine Studie belegt die gute Wirksamkeit der Behandlung mit Bromocriptin als Ergänzung der üblichen Therapie der Herzschwäche, ohne dass sich dadurch das Risiko für eine Thrombose erhöht. Die zweite zeigt, dass selbst für Frauen mit leichter fortbestehender Herzschwäche eine Folgeschwangerschaft bei engmaschiger kardiologischer Betreuung möglich ist.
Bromocriptin verbessert Herzgesundheit
PPCM betrifft eine unter 1.500 bis 2.000 Schwangeren. Die lebensbedrohliche Erkrankung des Herzens ereilt Betroffene ohne Vorwarnung und kann binnen kurzer Zeit zu schwerem Herzversagen und sogar zum Tode führen. Die Symptome ähneln Beschwerden, die gegen Ende einer Schwangerschaft und kurz nach einer Entbindung häufiger vorkommen: Abgeschlagenheit, Atemnot, Husten, Gewichtszunahme, besonders durch Wassereinlagerungen in Lunge und Beinen, sowie Herzrasen. PPCM wird daher oft nicht erkannt und tritt vermutlich häufiger auf als angenommen. Mit Hilfe eines Herz-Ultraschalls und bestimmter Markerproteine im Blut lässt sich die Herzschwäche jedoch eindeutig nachweisen. Rechtzeitig behandelt, erholt sich das Herz oft vollständig, es kann jedoch auch eine Herzschwäche zurückbleiben.
„Bromocriptin ist zusätzlich zur Therapie mit üblicherweise bei Herzschwäche eingesetzten Medikamenten eine vielversprechende Behandlungsoption bei PPCM“, sagt Professorin Hilfiker-Kleiner. „In einem großen weltweiten PPCM Register mit 552 PPCM-Patientinnen haben wir die Wirksamkeit bestätigt und gezeigt, dass Bromocriptin die Herzgesundheit der Mütter eindeutig verbessert.“ Fallberichte über ein höheres Risiko für Gefäßverstopfungen unter einer Behandlung mit dem Abstillmedikament bestätigten sich hingegen nicht. „Diese Daten bekräftigen nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Sicherheit unseres Therapieansatzes“, erklärt die PPCM-Expertin.
Risiko für Folgeschwangerschaft niedriger als erwartet
In der zweiten Studie ging es um die Frage, ob Frauen mit PPCM von einer erneuten Schwangerschaft generell abzuraten ist. Teilnehmende waren Patientinnen des globalen PPCM-Registers der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. „Wir haben in früheren Untersuchungen gezeigt, dass Patientinnen, die mit einer noch stark reduzierten Herzfunktion wieder schwanger werden, ein höheres Risiko für eine Verschlechterung der Pumpfunktion des Herzens bei einer Folgeschwangerschaft haben“, sagt Professor Bauersachs. „In der aktuellen Studie haben wir jedoch festgestellt, dass das Risiko der Mütter, schwer zu erkranken oder gar zu versterben, niedriger war als erwartet.“ Selbst bei Frauen, die nach der Geburt weiterhin an einer leichten Herzschwäche litten, verschlechterte sich der Zustand des Herzens nicht nach erneuter Schwangerschaft.
„Die Daten unserer neuesten Studie deuten darauf hin, dass nicht nur bei erholter, sondern auch bei leicht eingeschränkter Herzfunktion eine Folgeschwangerschaft bei PPCM-Patientinnen mit einem vertretbaren Risiko möglich zu sein scheint“, sagt Professor Bauersachs. Diese Lockerung könne allerdings nur in Betracht gezogen werden, wenn die Patientin weiterhin von einem erfahrenen, interdisziplinären medizinischen Team betreut werde und eine angemessene medikamentöse Behandlung erhalte. „In unserer Spezialambulanz ist das der Fall, dort betreuen wir solche Frauen seit Jahren erfolgreich“, betont Professor Bauersachs.
Die Originalarbeit zur Bromocriptin-Wirksamkeit “Bromocriptine treatment and outcomes in peripartum cardiomyopathy: the EORP PPCM registry” finden Sie hier.
Die Originalarbeit zu den Risiken einer Folgeschwangerschaft nach PPCM „Subsequent pregnancies in women with peripartum cardiomyopathy: prospective longitudinal data from the global ESC EORP PPCM Registry” finden Sie hier.
Text: Kirsten Pötzke