Presseartikel aus 2023

Das Pressearchiv hält eine Vielzahl interessanter Berichte für Sie bereit.

Die MHH-Kardiologie startet die multizentrische ORION-HF-Studie. Sie will herausfinden, ob ein Präparat in Tablettenform einen Eisenmangel beheben und die typischen Symptome der Herzinsuffizienz lindern kann.

Menschen mit Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, haben häufig zu wenig Eisen im Körper. Durch den Eisenmangel werden die Symptome der Herzerkrankung wie beispielsweise Atemnot, Müdigkeit und Schwäche noch verstärkt. Eine Eisengabe kann den Betroffenen helfen. Bisher geschieht das mittels Infusion über die Vene. Kann der gleiche Erfolg auch mit einer speziellen Zubereitung von Eisen in Tablettenform erzielt werden? Dieser Frage geht die Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in der Pilotstudie ORION-HF nach. Die Einnahme von Tabletten wäre für die Patientinnen und Patienten im Alltag besser umzusetzen als die Eisengabe per Infusion. Die MHH-Kardiologie koordiniert die Studie, weitere deutsche Herzzentren sind daran beteiligt. Das Vorhaben wird von der Firma Norgine mit rund 670.000 Euro gefördert.

Eisen ist wichtig für Sauerstofftransport

Eisen spielt eine sehr wichtige Rolle: Es wird zur Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin gebraucht. Hämoglobin ist zuständig für die Verteilung des Sauerstoffs im ganzen Körper. Fehlt Eisen, kann nicht genügend Hämoglobin produziert werden. Außerdem wird Eisen in jeder Körperzelle für zentrale Mechanismen wie beispielsweise die Energieproduktion benötigt. Für die Herz- und die Skelettmuskulatur ist Eisen sehr wichtig, da beide Organe einen hohen Energiebedarf haben. „30 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz haben allerdings einen Eisenmangel“, erklärt Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Professor Bauersachs leitet die Pilotstudie gemeinsam mit Professor Dr. Tibor Kempf, leitender Oberarzt der Klinik. Ein Eisendefizit bei dieser Patientengruppe kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen eine verminderte Eisenaufnahme im Darm und Entzündungsprozesse im Körper, die ebenfalls zu einer schlechteren Eisenresorption führen. Ein weiterer Grund kann ein erhöhter Eisenverlust sein, etwa durch blutverdünnende Medikamente.

Lassen Tabletten Hämoglobinwert steigen?

Bisher gibt es noch kein Eisenmedikament in Tablettenform, das nachweislich den Eisenmangel bei Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz behebt. „Die aktuellen Leitlinien zur Behandlung empfehlen dafür ausschließlich Infusionen“, sagt Professor Kempf. In der Pilotstudie ORION-HF testen die Kardiologinnen und Kardiologen nun ein für andere Erkrankungen bereits zugelassenes Eisenpräparat. Im Fokus steht dabei die Patientengruppe mit einer sogenannten Linksherz-Insuffizienz, also einer Herzschwäche der linken Herzkammer. Das ist die häufigste Form der Herzinsuffizienz, etwa zwei bis drei Millionen Menschen sind allein in Deutschland davon betroffen.  „Wir möchten herausfinden, ob die Therapie mit den Tabletten zu einem Anstieg des Hämoglobinwerts und des Eisengehalts im Blut führt“, erläutert Professor Kempf. Für die Patientinnen und Patienten würde das bedeuten, dass sie besser mit Sauerstoff versorgt würden und weniger unter Symptomen wie Erschöpfung, Atemnot und Husten litten. Sie hätten eine deutlich bessere Lebensqualität.

Studie mit 50 Probandinnen und Probanden

Bei ORION-HF arbeitet die Klinik für Kardiologie und Angiologie eng mit dem Zentrum für Klinische Studien der MHH zusammen. In die Studie werden insgesamt 50 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz aufgenommen, die an Eisenmangel und Blutarmut leiden. Während eines Zeitraums von 16 Wochen nehmen die Probanden jeweils morgens und abends eine Eisentablette ein. Danach untersuchen die Studienärzte die Wirkung. „Sollte sich herausstellen, dass das Präparat den Eisenmangel ausgleichen kann und die Probanden unter weniger starken Symptomen leiden, dann wären die Tabletten eine sichere und unkomplizierte Alternative zu den Infusionen“, sagt Professor Bauersachs. Alle neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Herzinsuffizienz fließen auch in die Arbeit des Herzinsuffizienz-Netzwerks Niedersachsen ein (www.herz-niedersachsen.de), einem Konsortium aus mehr als 20 niedersächsischen Herzkliniken.

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Einrichtung in der Kardiologie der MHH bietet innovative Technik zur Diagnostik und Therapie von Rhythmusstörungen / Team behandelt 1000 Patienten im Jahr

Von Susanna Bauch, Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 03.02.2023

Manuel Markworth hat schon ein knappes Dutzend Herzoperationen hinter sich, darunter drei Schrittmacher. Der 33-jährige Einzelhandelskaufmann aus der Region leidet unter einem angeborenen Herzfehler, seit seiner Geburt ist er regelmäßig Patient in der Kardiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Eigentlich kommt Wohlfahrt mit seiner Einschränkung ganz gut zurecht. Aber kurz vor Weihnachten hat er sich nach einem Fußballspiel mit Freunden plötzlich schlecht gefühlt – Schulterschmerzen, ein tauber Arm und vor allem mit einem Wert von 200 ein rasend hoher Puls.
Dass er diesmal um einen weiteren offen-operativen Eingriff herumgekommen ist, verdankt Wohlfahrt einem hochmodernen neuen Elektrophysiologielabor an der MHH. Dabei handelt es sich um ein Herzkatheterlabor speziell für Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen. In Deutschland leiden nach Schätzung der Herzstiftung rund zwei Millionen Menschen an Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung.

Behandlung von Vorhofflimmern

Die moderne Anlage bietet alle Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie und darüber hinaus eine innovative Technik zur Behandlung von Vorhofflimmern. Dabei veröden die Kardiologinnen und Kardiologen krankhafte Herzmuskelzellen mithilfe von elektrischen Impulsen.
„Bislang haben wir die kranken Areale mit Kälte und Hitze verödet“, sagt Professor Daniel Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums (HHC), einem Bereich der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie unter der Leitung von Professor Johann Bauersachs. Bei der sogenannten Pulsed Field Ablation kommen elektrische Impulse zum Einsatz. „Mit dieser Methode können wir ganz gezielt nur die krankhaften Herzmuskelzellen bekämpfen. Die umliegenden Gewebe, Nerven und Gefäße werden geschont. So können wir auch ausschließen, dass der Zwerchfellnerv oder die Speiseröhre verletzt werden“, erklärt Duncker. Der Kardiologe sieht das Verfahren als großen Gewinn. „Es ist schonender und schneller und bietet damit mehr Sicherheit für unsere Patientinnen und Patienten.“
Für Herzrhythmusstörungen gibt es viele bewährte Therapiemöglichkeiten. Sie reichen von Medikamenten über Katheterablationen, also der Verödung krankhafter Herzmuskelzellen, bis hin zu operativen Maßnahmen wie der Implantation von Herzschrittmachern, Defibrillatoren oder kardialen Resynchronisationssystemen. Bei einer Untersuchung im Elektrophysiologielabor stellen die Rhythmologen und Rhythmologinnen die Art sowie den Mechanismus der Herzrhythmusstörung fest und können – falls nötig – auch direkt eine Therapie vornehmen. Dafür führen sie einen Elektrodenkatheter über ein Gefäß in der Leiste bis in die betreffende Herzhöhle ein.

„Noch präziser lokalisieren“

Im Labor des HHC erfolgt die Untersuchung mithilfe von moderner Magnetfeldnavigation. „Der flexible Katheter tastet die Herzhöhle ab und erstellt eine dreidimensionale Landkarte von ihr“, erklärt Duncker. Ein hochauflösendes 3-D-Mappingsystem verschafft den Behandelnden ein klares Bild von den elektrischen Signalen im Herz. „Es hilft uns, die für die Herzrhythmusstörungen verantwortlichen Bereiche noch präziser zu lokalisieren und zu behandeln“, erläutert Duncker. „Als zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum sind wir besonders stolz, dass wir im Elektrophysiologielabor zur Therapie von Vorhofflimmern ein ganz neues Ablationsverfahren einsetzen können“, sagt der Professor.
Rund 1000 Patienten und Patientinnen sieht das Team im Jahr. Der Fall von Manuel Markworth ist sehr speziell und eine besondere Herausforderung. „Er benötigt einen Defibrillator sowie einen Schrittmacher zugleich“, sagt Duncker. Im 3-D-Modell konnte der Experte die individuelle Anatomie von Markworths Herzen präzise ermitteln und dessen elektrische Signale definieren – wichtige Voraussetzung für den richtigen Ort für die Implantation des Defibrillators.

Kontrolle alle sechs Monate

Ein paar Tage lang musste der 33-jährige Familienvater in der MHH bleiben, zu Silvester ging es nach Hause. „Ich fühle mich eigentlich prima“, sagt er. Alle sechs Monate kommt er zur Kontrolle in die Hochschule – bislang war meistens alles in Ordnung. „Nur Ausdauersport kommt für mich nicht infrage.“

 

Interdisziplinäres Team aus Herzchirurgen und Kardiologen macht gute Erfahrungen mit einer Prothese, die über die Herzspitze implantiert wird.

Die Mitralklappe ist eine unserer vier Herzklappen. Schließt sie nicht richtig, sprechen Fachleute von Mitralklappeninsuffizienz. Die Erkrankung ist die zweithäufigste Herzklappenerkrankung im Erwachsenenalter. Je nach Ursache und Schweregrad gibt es verschiedene Behandlungsmethoden – von Medikamenten bis hin zur Reparatur oder zum Ersatz der Klappe. Ein innovatives Verfahren ist die Implantation einer Mitralklappen-Prothese über die Herzspitze. Es eignet sich besonders für Patientinnen und Patienten im fortgeschrittenen Alter oder mit Vorerkrankungen. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) wendet die neue Behandlungsmethode als einzige Klinik in der Region Hannover an. Umgesetzt wird das Verfahren von einem interdisziplinären Team der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, der Klinik für Kardiologie und Angiologie und der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Rückstauung des Blutes in die Lunge

Herzklappen funktionieren wie Ventile: Sie sorgen dafür, dass der Herzmuskel das Blut in die richtige Richtung pumpt. So gelangt sauerstoffarmes Blut in die Lunge und sauerstoffreiches Blut aus der Lunge in den Körper. Die aus zwei Klappensegeln bestehende Mitralklappe befindet sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Hauptkammer des Herzens. Ist sie undicht, kann es zu Rückstauungen des Blutes in die Lunge und auf Dauer zu schweren Schädigungen des Herzens und anderer Organe kommen. Um die Klappenfunktion wieder herzustellen, ist die sogenannte Herzklappenrekonstruktion, also eine Reparatur, eine Behandlungsoption. „Bei Patientinnen und Patienten, für die eine große Operation ein zu hohes Risiko darstellt, weil sie beispielsweise sehr alt oder vorerkrankt sind, hat sich in den vergangenen Jahren die katheterbasierte Reparatur bewährt“, erklärt Professor Dr. Tibor Kempf von der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Ein Beispiel dafür ist das MitraClip-System. „Bei dem System wird mithilfe eines Katheters über die Leistenvene ein Clip eingesetzt, der das vordere mit dem hinteren Mitralsegel verbindet und so die Undichtigkeit reduziert“, erläutert Professor Kempf.

Klappenersatz statt Reparatur

Doch es gibt immer wieder Patientinnen und Patienten, für die das MitraClip-System nicht optimal ist. „Darüber hinaus besteht auf lange Sicht das Risiko, dass die Insuffizienz zurückkehrt“, berichtet Privatdozent Dr. Fabio Ius von der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. Hier setzt das innovative Verfahren an – die Implantation einer Mitralklappen-Prothese durch den transapikalen Zugang. „Transapikal“ bedeutet „über die Herzspitze“. Das interdisziplinäre MHH-Team arbeitet dabei mit der künstlichen Tendyne-Klappe der Firma Abbott, die im Vorhinein jeden Eingriff mithilfe patientenbezogener Bilddaten simuliert und plant. Den Zugang zum Herz schaffen die Experten über einen sechs bis acht Zentimeter langen Schnitt zwischen den Rippen unter dem linken Brustansatz. Über die Öffnung bringen sie mit einem sogenannten Introducer, ein spezielles Katheter-System, die Prothese durch die Herzspitze an ihren Zielort zwischen dem linken Vorhof und der linken Hauptkammer des Herzens. „Wir legen die Prothese in die alte Mitralklappe und öffnen sie dort. Wenn die optimale Position erreicht ist und die neue Klappe gut arbeitet, können wir den Introducer wieder entfernen“, erklärt Dr. Ius. Die Prothese wird mit einer Sehne gehalten, die durch die linke Herzkammer führt und außen in einem an der Herzspitze festsitzenden Pad mündet. Der gesamte Prozess wird mit Hilfe von Bildgebung kontrolliert und gesteuert: Dafür nimmt ein Kardiologe ein Schluckecho vor. „Dabei gewinnen wir über die Speiseröhre hochauflösende Ultraschallaufnahmen der Herzstrukturen. Gleichzeitig nutzen wir auch Röntgenaufnahmen, um eine exakte Einsicht in die Vorgänge zu haben“, erläutert Dr. Dominik Berliner von der Klinik für Kardiologie und Angiologie.   

Viele beteiligte Fachrichtungen und Professionen

Der Eingriff muss vom Team sehr gut vorbereitet werden, dauert für den Patienten oder die Patientin im OP-Saal aber nur etwa zwei Stunden. Nach einem Tag auf der Intensivstation folgt normalerweise eine Woche auf der Normalstation. Dann schließt sich ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik an. Dr. Fabio Ius sieht das neue Verfahren für bestimmte Patientinnen und Patienten als gute Alternative zum MitraClip-System. „Die Erfahrungen zeigen, dass bei bestimmten Patienten ein anhaltender und vollständiger Ersatz der Mitralklappe erzielt werden kann“, sagt er. Die Mitralklappen-Prothese kann ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine implantiert werden und eignet sich daher besonders für ältere oder vorerkrankte Menschen.

Der Kardiologe Professor Kempf und der Herzchirurg Dr. Ius sind froh, die neue Behandlungsmethode in der MHH anbieten zu können. „Solche Innovationen sind nur umsetzbar, wenn verschiedene Fachrichtungen und Professionen gut zusammenarbeiten“, betont Dr. Ius. An einer Implantation einer Mitralklappen-Prothese über die Herzspitze sind jeweils Fachärzte oder -ärztinnen aus der Herzchirurgie, der Kardiologie und der Anästhesie, Herzkatheterlabor- und OP-Pflegekräfte sowie ein Kardiotechniker beteiligt.  

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Die Anlage bietet innovative Technik zur Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen. Für Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern steht eine neue Behandlungsmethode zur Verfügung.

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gibt es jetzt nach aufwendiger Umbauphase ein neues Elektrophysiologie-Labor: Dabei handelt es sich um ein Herzkatheterlabor speziell für Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Die moderne Anlage bietet alle Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie. Darüber hinaus hält sie eine innovative Technik zur Behandlung von Vorhofflimmern, eine der häufigsten Rhythmusstörungen, bereit. Dabei veröden die Kardiologinnen und Kardiologen krankhafte Herzmuskelzellen mithilfe von elektrischen Impulsen. Das neue Labor gehört zum Hannover Herzrhythmus Centrum (HHC). Das HHC ist ein Bereich der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie unter der Leitung von Professor Dr. Johann Bauersachs.

Untersuchung mithilfe von Magnetfeldnavigation

Für Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen gibt es viele bewährte Therapiemöglichkeiten. Sie reichen von Medikamenten über Katheterablationen, also der Verödung krankhafter Herzmuskelzellen, bis hin zu operativen Maßnahmen wie beispielsweise der Implantation von Herzschrittmachern, Defibrillatoren oder kardialen Resynchronisationssystemen. Das Team des HHC hält die gesamte Bandbreite an Behandlungen bereit. Bei einer Untersuchung im Elektrophysiologie-Labor stellen die MHH-Rhythmologen und -Rhythmologinnen die Art sowie den Mechanismus der Herzrhythmusstörung fest und können – falls nötig – auch direkt eine Therapie vornehmen. Dafür führen sie einen Elektrodenkatheter über ein Gefäß in der Leiste bis in die betreffende Herzhöhle ein. Im Labor des HHC erfolgt die Untersuchung z.B. mithilfe von moderner Magnetfeldnavigation. „Der flexible Katheter tastet die Herzhöhle ab und erstellt eine dreidimensionale Landkarte von ihr“, erklärt Professor Dr. David Duncker, Leiter des HHC. Ein hochauflösendes 3D-Mappingsystem verschafft den Behandelnden ein klares Bild von den elektrischen Signalen im Herz. „Es hilft uns, die für die Herzrhythmusstörungen verantwortlichen Bereiche noch präziser zu lokalisieren und zu behandeln“, erläutert Professor Duncker. Auf einem großen Bildschirm über dem Untersuchungstisch kann das Team den Eingriff live verfolgen und weitere für den Vorgang wichtige Aufnahmen, beispielsweise CT-, MRT-, Röntgen- oder Ultraschall-Bilder, aufrufen.

Katheterablation mit elektrischen Impulsen

 „Als zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum sind wir besonders stolz, dass wir im Elektrophysiologie-Labor zur Therapie von Vorhofflimmern ein ganz neues Ablationsverfahren einsetzen können“, sagt Professor Duncker. Im Gegensatz zu den etablierten Therapieformen, bei denen zur Verödung des krankhaften Herzmuskelgewebes Wärme oder Kälte verwendet wird, kommen bei der sogenannten Pulsed Field Ablation elektrische Impulse zum Einsatz. „Mit dieser Methode können wir ganz gezielt nur die krankhaften Herzmuskelzellen bekämpfen. Die umliegenden Gewebe, Nerven und Gefäße werden geschont. So können wir auch ausschließen, dass der Zwerchfellnerv oder die Speiseröhre verletzt werden“, erklärt Professor Duncker. Der Kardiologe sieht das neue Verfahren als großen Gewinn. „Es ist schonender und schneller und bietet damit mehr Sicherheit für unsere Patientinnen und Patienten.“ Das HHC ist die erste Einrichtung in Hannover, die die Pulsed Field Ablation anbietet.

Neue Möglichkeiten zur kardiologischen Ausbildung

Neben innovativer Technik zur Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen bietet das Elektrophysiologie-Labor auch neues Potenzial zur Ausbildung des kardiologischen Nachwuchses. So ist es möglich, operative Eingriffe aufzuzeichnen und als Fallpräsentation live in den Studierendenunterricht einzubauen. Einen weiteren Vorteil bringt eine 3D-Brille, die der Untersucher oder die Untersucherin während des Eingriffs trägt. In die Brille können nicht nur zusätzliche Informationen wie beispielsweise CT-Aufnahmen angezeigt werden. Sie ist außerdem in der Lage, den Blickverlauf des Trägers aufzuzeichnen und ihn anderen Personen zu zeigen. „Das ist ungemein hilfreich bei der Ausbildung unserer Assistenzärztinnen und -ärzte sowie unserer Hospitantinnen und Hospitanten“, sagt Professor Duncker, dem die Ausbildung der Nachwuchskräfte sehr am Herzen liegt. Das HHC ist zertifiziertes Ausbildungszentrum für Spezielle Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.